NEWS AUS HOTTINGEN

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Portrait von Stefi Talman in der zweiten Nummer des Hottingen Magazins: 

Schuhe und Taschen als Lebensbegleiter

Seit über zwanzig Jahren betreibt Stefi Talman als Schuh- und Taschendesignerin ihr Atelier in Hottingen. Der Wandel der Zeit prägte ihren Erfolg, weil sie sich immer treu blieb.

Manolo Blahnik hatte als spanischer Schuhdesigner zwei Mal Glück. Als Bianca Jagger 1977 im «Studio 54» auf seinen Stilettos Geburtstag feierte und zur Jahrtausendwende mit der HBO-Serie «Sex and the City», die seine Schuhe zum Schlüssel erklärte, um sich als Frau attraktiver, schlanker, kurz begehrenswerter zu fühlen. Seither ist Blahnik ein fester Wert. Gleiches gilt auch für Stefi Talman, wenn auch in kleinerer  Dimension. Seit bald dreissig Jahren steht sie für ein Schuh- und Taschendesign mit ihren besonderen Farben und Maroquineries mit jeweils einem andersfarbigen Rand. Als gelernte Schuhmacherin versteht sie Schuhe von der technisch-ergonomischen Seite, als Designerin von der ästhetischen Wirkung. Diese zwei Faktoren in einem Produkt kombiniert zu haben, ist für Trägerinnen ein Glücksfall. Die heute extrem hohen, auf Effekt ausgerichteten Schuhe zwingen nämlich zu Zitterschritten, die mit einer emanzipierten Frau schwer vereinbar erscheinten. Stefi Talman erspart mit ihren Kreationen den Kundinnen solche Balanceakte. Sie ist sich sehr bewusst, dass Schuhe für Frauen weitaus mehr als nur eine Fussbekleidung sind. Die Trägerin schlüpft in ein Gefühl, in eine Erhöhung und sogar je nach Modell in eine Rolle. «Man verschafft sich einen anderen Aufritt, man steigt in ein Gefäss, bekommt eine neue Identität und hat Freude an diesem Wandel», so die Worte von Stefi Talman.

Auf ihrem Weg zu einem Atelier in Hottingen, einem Laden an der Oberdorfstrasse und einem Onlineshop war der Weg lang. Aufgewachsen in einem musischen Haus – der Vater war Maler und Zeichnungslehrer, die Mutter Rhythmikerin und Heilpädagogin – zuerst in Zürich, dann in Benken. Als junge Frau zog es sie wieder in die Stadt, wo sie sich der Punk-Bewegung anschloss. Dann startete sie eine Lehre als Grafikerin, wechselte zur Schuhmacherlehre und begann später mit eigenen Schuhen. Der Zip-Schuh mit einem schräg verlaufenden Reissverschluss wurde zu ihrem Durchbruch als Freelancer-Designerin. Das grosse Geld damit machten aber andere. «»Wenn ich damals Ratgeber zur Seite gehabt hätte, wäre es sicher anders gekommen. Aber ich war die Kreative, das Finanzielle interessierte mich zu wenig», sagt Stefi Talman. Nach mehreren Jahren in Asien, wo sie auch Schuhe entwarf, kehrte sie in die Schweiz zurück und wurde Mutter eines Sohnes. 1994 lancierte sie ihre Marke Stefi Talman, die heute noch ist, was sie damals war. «Authentisch und transparent zum eigen Stil stehen, das war mir immer ganz wichtig.» Und das rät sie auch andern Frauen – den eigenen Stil finden und sich nicht einfach einer Bewegung anhängen, den Trägerinnen der globalen Marken X oder Y angehören zu wollen.

Ihr Sohn, der mit 20 Jahren zu Hause auszog und ganz aus eigenem Wunsch Schuhmacher lernte, ist heute ihr Assistent. Da kommt leicht der Eindruck auf: Zwei Herzen, eine Seele. Stefi Talman steht jetzt wohl auf dem Zenit ihrer Karriere: Sie weiss genau was, mit wem und vor allem, was sicher nicht. Gelassen verfolgt sie die Entwicklung neuer Materialen, neuer ökologischer Produktionsprozesse und den langsamen Niedergang der fast fashion. «Es geht in die richtige Richtung.» In der Zukunft möchte sie sich stärker auf ihre zwei Kernbereiche Schuhe und Taschen fokussieren. Denn hinter ihren Angeboten von Handschuhen, Schals stehen sorgfältig ausgewählte Manufakturen, vor allem in der italienischen Region Marche. Das erfordert viel Kommunikation, Koordination und somit Energie. ala

 

 

 

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